Mein Name ist Isaak. Ich heiße Ismael. Man nennt mich Jeffrey. Maria ist der Name, mit dem ich in diese Welt geboren wurde.
Ich bin diese Welt. Ich bin ein Mann, eine Frau, ein Kind. Ich bin jeder Mensch. Diese Geschichte handelt von nichts anderem als meinem Menschsein. Es handelt von nichts anderem als meinem Tod.
Es ist Krieg. Irgendwo ist immer Krieg. Menschen sterben. Sie kämpfen und sterben. Erschossen für Überzeugungen. Erschlagen für ein freies Wort. Ausgelöscht für den Geist, der sich nicht fügen will. Auf der Flucht. Auf den Knien. Das Gesicht in den Schmutz gedrückt. Der Lauf der Waffe aufgesetzt auf den Hinterkopf. Bist Du bereit, zu sterben? Sterben ist so nutzlos. In einem Krieg gibt es überhaupt nichts Nutzloseres, als zu sterben.
Die Welt sah tatenlos zu, als das Morden begann. Die Demonstrationen beherrschten das Nachrichtengeschehen, die Menschenmassen, die einen Wandel verlangten. Politiker meldeten sich zu Wort. Künstler und Geistliche. Persönlichkeiten, die sich für wichtig genug hielten, den Frieden zu fordern, als der Krieg bereits begonnen hatte. Sie taten nichts. Ergaben sich ihren eigenen Appellen, dem leeren Geschwätz, der Tatenlosigkeit. Sanktionen wurden verhängt. Bankkonten eingefroren. Einreiseverbote ausgesprochen. Hilflose Gesten. Der Feigheit geschuldet. Dem Desinteresse. Nicht zuletzt den Umfragewerten in Vorbereitung auf die nächste Wahl. Der UN-Sicherheitsrat trat zusammen und fand die gewohnte Einigkeit darin, dass man sich uneins war. Was sollte man tun? Konnte man denn überhaupt etwas tun?
Fürsten der Dunkelheit, die ihr eigenes Volk unterjochen, sprachen sich dafür aus, die inneren Angelegenheiten eines Staates zu akzeptieren. Gewählte Volksvertreter widersprachen ihnen vor laufenden Kameras, gaben sich empört und brüskiert, und waren dem Applaus nach Sendeschluss doch nicht abgeneigt. Nur nicht einmischen. Nicht zu sehr den Frieden fordern, den man sonst selbst verteidigen müsste. Immer die eigenen Interessen im Blick behalten. Wenn ein Verbrechen geschieht, ruft man die Polizei. Wen ruft man, wenn ein Krieg ausbricht?
Die Menschen verlangen nach Frieden. Sanktionen sind das Schwert der Feiglinge und Populisten. Menschentum, das sich empört gibt, aber zu mehr als Wegsehen nicht bereit ist. Die Geschäfte dürfen nicht gestört werden. Ein Politiker, der handelt, darf nicht auf Wählerstimmen hoffen. Der Souverän wünscht keine Einmischung in fremde Angelegenheiten. Die Feigheit ist dem Menschen näher als der Mut. Der Augenblick, wo man noch hätte eingreifen können, wurde vertan. So wurden die Demonstrationen zusammengeschossen. Und so gebar sich immer neuer Hass aus den Leichenbergen, die wuchsen und wuchsen. Die Menschen bewaffneten sich. Sie lernten zu töten. Und sie lernten, dass es gar nicht schwer ist, einen Menschen zu töten. Nicht schwerer jedenfalls, als selbst getötet zu werden.
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